Alleine zu Hause
Majestät,
das von den Eltern ignorierte Einzelkind, pflegte jahrelang zu
Silvester fortzufliegen. Gut, beruflich, aber nicht verpflichtend,
sondern man ist freiwillig durch die Welt gejettet. Die Königin beliebte
man zu Hause zu lassen, woran sich niemand stieß, der König ließ
mehrmals verkünden, an Silvester liege ihm nichts, das sei kein
ernsthafter Tag zu Feiern. Madame belieben dafür im Anwesen zu
verweilen, jemand muss sich ja um den Alltag kümmern. Im Laufe eines
weiteren Jahres kommt wieder das Angebot: Silvester-Tour ja/nein,
Majestät bleibt unschlüssig bis in den Herbst. Die Königin, ebenfalls am
Überlegen, findet einen netten kleinen Urlaub, auch über Silvester,
Entspannung und Ruhe für die nicht mehr allzujunge Grande Dame des
Hauses. Wieso nicht, falls sich Majestät gegen die Tour entscheidet.
Dann die Entscheidung Ihrer Majestät: Majestät belieben zu Hause zu bleiben.
Na
fein, wie schön, Madame freut sich über die gefällte Entscheidung und
erzählt, sie habe einen schönen Urlaub gefunden, exklsuiv für Frauen und
wenn Majestät zu Hause bleibt, dann könne ja sie über den Jahreswechsel
für ein paar Tage auf Reisen gehen, damit das Schloss nicht unbehütet
bleibt.
Panik.
Geschrei. So geht das nicht. Madame haben Majestät nicht alleine zu
lassen. Schon gar nicht zu Silvester! Was für eine Gattin muss die
Königin sein, dass sie nur daran zu denken wagt, ihren vor Gott
angetrauten Gatten alleine zu lassen! Zu Silvester! Der wichtigste
Feiertag! DAS ist einmal ein Liebesbeweis: Majestät zu Hause und Gattin
fort.
Aber man dachte doch, an Silvester liege Majestät nichts, weshalb Majestät doch immer fortzufliegen pflegte!
Das
ist etwas anderes. Und nie habe er behauptet, ihm läge nichts an
Silvester, ein viel wichtigerer Feiertag als sämtliche katholische
zusammengenommen, eben weil nicht religiös sondern weltweit als solcher
anerkannt. Und von der Welt versteht Majestät viel, sie hat ja selbige
zu Silvester gern bereist.
Aber Majestät waren immer fort zu Silvester und nun würde gerne Madame einmal wegfahren von zu Hause. Entspannen. Nicht Haus hüten. Und weil Silvester nicht so wichtig war, früher, war das ja offenbar kein Problem für Majestät, von Madame getrennt zu sein. Ob sie denn nicht entspannen dürfe?
Nein,
das dürfe sie nicht. Nur äußerst schlechte Gattinnen pflegen ihre
Männer zu Feierlichkeiten alleine zu lassen, Majestät habe nun endgültig
erkannt, dass Majestät nicht von seiner Gattin geliebt werde, die Ehe
ist also eine einzige Farce, ein Schauspiel, eine Beleidigung für die
Treuherzigkeit seiner Majestät.
Aus der königlichen Pathologie:
Mangelnde Empathie:
Gibt es einen idealen Weg, wie man dem König seine eigenen Bedürfnisse
nahe legt? Die gibt es ja nicht in der Welt der Majestät, und wenn doch,
dann stellen sie eine Beleidigung dar. Hätte es geholfen, das Bedürfnis
in eine Form zu packen, die Majestät vorgaukelt, es wäre ihre eigene
Entscheidung gewesen, oder diene nur dazu, Majestät mehr wertzuschätzen?
"Du warst die letzten Jahre international unterwegs, du hast die Welt
gesehen, was willst du mit einem Bauerntölpel wie mir zu Silvester? Ich
ziehe mich lieber zurück, um dir die Schmach eines primitiven Silvesters
zu ersparen." Würde das funktionieren? Wenn ja, bekäme Madame einen
Academy Award.
Mehrere Realitäten:
Mal ist ein Feiertag wichtig, mal nicht, die Realität ändert sich. Ein
Hinweis darauf bringt höchstens einen weiteren Wutanfall.