Ausgeschlafen!
Ein
schöner Sommertag, früher Nachmittag, die Vöglein zwitschern im Reich
Seiner Majestät. Madame arbeitet am Vormittag, Majestät sind mangels
Personal im Garten beschäftigt, nach dem Mittagessen räumt Madame auf
und Majestät legen sich auf die Couch. Madame sieht im Internet: in der
Nachbarortschaft ist ein Sommerfest, inklusive Wein, Weib und Gesang.
Sie geht ins Wohnzimmer und fragt Majestät höflich, ob Majestät nicht
Lust hätte, am späten Nachmittag, in ein paar Stunden demnach, mit ihr
gemeinsam auf besagtes Fest zu fahren.
Majestät haben nicht Lust. Majestät sind genervt. Was Madame sich einbilden, Majestät da jetzt zu fragen, irgendeinen Blödsinn zu machen, Majestät seien müde. Madame entschuldigen sich, es war ja nur eine Frage, höflich formuliert, kein Angriff. Majestät fauchen zurück, was Majestät da jetzt bitte auf diesem Fest solle, Majestät gedenke jetzt zu ruhen, immer müsse Majestät so idiotische Dinge auf Madames Geheiß tun. Gut, sagt Madame, auch recht, sie hätte eh noch zu arbeiten, Majestäts Entscheidung sei ihr durchaus recht.
Madame
nimmt ihren Laptop, zieht sich auf die schattige Terrasse zurück und
fängt an zu arbeiten, in aller Ruher, während Majestät sanft schlummern.
Stunden
später, früher Abend. Majestät bequemen sich auf die Terrasse zur
Gattin und verkündet: Ihre angespannte Durchlaucht seien jetzt dazu
bereit, auf besagtes Fest zu fahren.
Madame ist verwirrt: Majestät haben doch gesagt, Ihre Geschlauchtheit wollen nicht auf das Fest fahren?
Nun, Majestät seien jetzt ausgeschlafen und bereit zur Abreise.
Madame
freue sich über den erfolgreichen Schlaf ihres Gatten, aber Majestät
erinnern sich vielleicht, einen Besuch des Festes kategorisch
ausgeschlossen zu haben, worauf sie erwähnt habe, den Nachmittag zu
nutzen, um zu arbeiten, was sie jetzt auch getan habe. Damit sei sie
aber noch nicht fertig, sie wolle das abschließen, demnach: kein Fest,
genauso wie ursprünglich besprochen.
Majestät
werden fuchsteufelswild. Madame unternehme NIE etwas mit Majestät, was
sich Madame einbilde, Majestät einen schönen Abend zu verwehren,
Majestät werden nicht hinreichend von seiner Frau geliebt und
gewertschätzt! Da erbarme sich Majestät, Madames Wunsch zu erfüllen und
dann sei Madame so wankelmütig, immer lehne Madame die bescheidenen
Wünsche von Majestät ab.
Madame
hört sich das an, um dann zu antworten: Madame habe zu arbeiten, das
sei wichtig, Madame wollen aber Majestät niemals im Wege stehen,
Majestät können gerne alleine zum Fest fahren.
Aus der königlichen Pathologie:
Übertreibung:
Majestät reagieren gern über, zuerst auf eine höfliche Anfrage, dann
auf eine Absage. Und dabei "Immer" und "nie" - die Lieblingsworte eines
König Narziss. Man kann nur hoffen, dass die Aufregung ein Strohfeuer
ist.
Mangelnde Empathie: Die Bedürfnisse der Umgebung sind sekundär, ja schlichtweg nicht vorhanden. Gewöhnungsbedürftig, aber verkraftbar - vielleicht.