Bedingungslos

Gemeinsames Abendessen der Familie, zunächst verläuft alles friedlich, es fällt nur auf, dass Durchlaucht außergewöhnlich still sind. Nach dem Essen schließlich rücken Majestät den Stuhl zurecht, räuspern sich, und verkünden pathetisch, dass wir nun die Gelegenheit nutzen wollen, um ein paar Kritikpunkte an der Familie zu äußern.


Die Kinder, mittlerweile erwachsen und mit solchen Situationen erfahren: Ob es denn eine Liste mit Punkten gäbe?

Majestät, enerviert: keine Liste, ein ganzes Buch könnten wir füllen! Wir werden jetzt aber nur eine Auswahl der schlimmsten Verfehlungen auflisten. Wir erwarten uns nämlich regelmäßige Anrufe, auf dass sich nach unserem Befinden erkundigt wird. Wir erwarten außerdem, dass wir uns häufiger sehen. Und wir erwarten regelmäßige Einladungen von den Kindern. Und wenn wir uns dann sehen, wird uns ständig widersprochen, das tut der familiären Harmonie nicht gut, wir erwarten uns Zustimmung von den Kindern! Und final möchten wir festhalten, dass es zu wenig Enkerln gibt, wie lange wollt ihr denn noch warten, wir werden ja auch nicht jünger!

Eins der unerfahrenen Kinder nimmt sich das Buch zu Herzen und wagt den Aufallschritt: ob Majestät solche Auflistungen nicht bleiben lassen möchte, und seine Kinder einfach bedigungslos lieben könne?

Majestät sind entsetzt. Was heißt bedingungslos? Wir stellen doch keine Bedingungen!

Ein anderes Kind sekundiert. Nunja, Majestät haben doch gerade ein Buch aufgelistet....


Majestät, empört: Das sind doch keine Bedingungen! Das, meine lieben Kinder, sind Selbstverständlichkeiten!

Aus der königlichen Pathologie

Emotionaler Mibrauch: Bedingungslose Liebe gibt es bei Hofe nicht. Kinder sind dazu da, die Bedürfnisse des Königs zu erfüllen. Diese Tatsache ist aber nur dramatisch, wenn man der romantischen Idee von liebenden Eltern nachhängt.

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