Das Sauberkeitsdilemma
Wie bereits in Privatsphäre
besprochen: Madame hat eine Putzhilfe, Majestät fühlen sich dadurch
gestört, nehmen ihre Existenz aber in Ermangelung eines ausgeprägten
Putzeifers trotzig zur Kenntnis. Wie auch ebendort erwähnt: Hoheit sind
jetzt bereits in Pension, ergo ist die Putzhilfe meistens dann anwesend,
wenn auch Hoheit zu Hause sind. Majestät nehmen auch nicht den
Vorschlag von Madame an, während der wenigen Stunden das Anwesen zu
verlassen, weil wer sonst bitte sollte diese - diesmal aber wirklich -
unfähige Angestellte kontrollieren? Die vorigen Putzhilfen waren viel
besser, mit denen waren wir zufrieden (Anm. d. A.: nein).
Madame seufzt. Was denn bitte diesmal nicht mit der Putzhilfe stimme?
Erstens:
sie ist anwesend. Unsere Privatsphäre wird hierdurch gestört. Zweitens:
ihre Arbeit. Zunächst einmal stören die Staubsaugergeräusche unsere
Kreise. Ob die Putzhilfe nicht staubsaugen möchte, wenn Majestät nicht
zu Hause sind?
Wie Hoheit dann die Putzhilfe zu überwachen gedenke?
Gut,
es geht uns nicht um das Geräusch an sich, sondern die Dauer! Die
Putzhilfe saugt nämlich viel zu lange. Das Gerät wird dadurch zu sehr
beansprucht, und es schadet den Böden. Außerdem, dieser Trampel kommt
unentwegt mit dem Staubsaugergriff an den Türkanten und Mauerecken an.
Und mit der Saugbürste zieht sie an den Teppichfransen! Wieso sie nicht
mit dem Besen zuerst zusammenkehrt und dann aufwäscht?
Durchlaucht,
das können wir schon machen, wozu die Erfindung eines Staubsaugers
würdigen, eh, allerdings würde die Arbeit dann doppelt so lange dauern,
wodurch sie länger anwesend wäre, und das ist ja wieder nicht im Sinne
Ihrer Hoheit, oder?
Nach
ein paar Wochen stellt Madame dann fest: irgendwie ist es nie richtig
sauber, nachdem die Putzhilfe da war. Ebendiese kommt dann schließlich
auch völlig aufgelöst zu Madame und gesteht: sie habe wirklich nichts
gegen Unterstützung, prinzipiell. Nur die Unterstützung von Ihrer
Majestät habe letztendlich dazu geführt, dass sie ihre Arbeit nicht mehr
machen kann, das ginge so nicht mehr weiter, sie wisse nicht, was sie
tun soll.
Madame
beschwichtigt die Dame und fragt dann bei Majestät nach: wieso bitte
ist die Putzhilfe kurz vor einem Nervenzusammenbruch und will kündigen?
Theatralischer Seufzer. Wir müssen ja auch wirklich alles selbst machen! Wir haben dieser Unfähigen wirklich lange zugesehen, aber es ist uns nicht erspart geblieben, ihr jedesmal wieder zu erklären, wie richtiges Putzen funktioniert. Wir mussten ihr sogar jedesmal den Staubsauger aus der Hand nehmen, um ihr zu zeigen, wie man liebevoll saugt!
Aus der königlichen Pathologie:
Selbstüberschätzung: Der König kann grundsätzlich, immer, auch ohne Ausbildung, alles besser als alle anderen. Leichte Anerkennung für die Leistung anderer gibt es nur, wenn er von jemandem bewundert werden will. Sinnvoll wäre, dafür zu sorgen, dass sich die Putzhilfe und der König nicht gleichzeitig innerhalb desselben Quadratkilometers befinden.