Ein wirklich guter Freund
Majestät
sind in letzter Zeit bekanntlich ganz verrückt nach selbstgedrehten
Videos aus Ihrer königlichen Vergangenheit, das Kinopublikum rekrutiert
sich nebst Madame vorzugsweise vollständig aus dem Hofstaat.
Hoheit
sind sich durchaus bewusst, dass der Hofstaat nicht Feuer und Flamme
für solch Unterhaltungsprogramm ist, aber Ihro höchstdurchtriebliche
Durchtriebenheit meint das Publikum wohlwollend stimmen zu können, indem
zunächst Kurzfilmchen über die ersten Gehversuche der Kinder gezeigt
werden. Als der Vorfilm dann abgefertig ist, kommt das Highlight Ihrer
Souveränität, und das ist freilich der auf Band verewigte Umbau am
Königshof vor vielen Jahrzehnten.
Dieser wurde durchgeführt von Majestät höchstselbst, Madame, Freunden und Familie. Man sieht in vergnüglichen Szenen, wie sämtliche Geschwister des Königspaars Ziegel schleppen, wie die Königsmutter den Trupp mit Gulasch versorgt, wie ein guter Freund beim Ausmessen hilft und wie die SchwagerInnen Mischmaschinen befüllen.
Ein Kind fragt während der Vorführung, wer dieser eine, dem Kinde unbekannte Mann in der eben gesehen Szene sei, der da so fleißig Dachziegeln vom Boden zu luftiger Höhe hievt.
Nun, antworten Majestät, das sei ein Freund aus früheren Tagen, bekannt aus dem damaligen Hobbyverein.
Wie nett, meint das Kind, dass er da mithilft. Das war ja schwere Arbeit.
Tja, der sei ein starker Kerl gewesen, gut geeignet für Dachziegelhieverein.
Das sei aber außerordentlich. Wieso er sich das antue und bei diesen Umbauarbeiten de facto gratis mithelfe?
Das sei einfach, kontern Hoheit nonchalant. Weil der Mann eben der Meinung ist, dass ich großartig bin!
Aus der königlichen Pathologie:
Selbsteinschätzung: Die ultimative Selbstüberschätzung ist dann erreicht, wenn ein Bekannter nicht deshalb Hilfsbereitschaft zeigt, weil er eben eine hilfsbereite Persönlichkeit ist, nein, sondern weil der König großartig ist. Gute Seiten anderer Menschen sind also auch dem König zu verdanken! Das muss man wissen!