Familienausrottung
Der Hofstaat wird nicht schlauer: schon wieder Theater (siehe Theaterbesuch).
Sowohl professionelles, als auch von Madame: wieder einmal will sie
beim Beisammensein nach einem kulturellen Event mit den Kindern
plaudern, nachdem Hoheit die erste Stunde gesprächsdominant war.
Kurzfristig hat sie Gelegenheit dazu, denn der vom König bestellte Snack
wurde eingestellt und Ihro Intellektualität sind mit Kauen beschäftigt,
der Hofstaat führt also Tischgespräch. Nachdem Durchlaucht aber fertig
gespeist haben, wird verkündet: es war sehr schön, es hat mich sehr
gefreut, wir fahren.
Madame und die Kinder sind aber gerade in ein aufregendes Gespräch
vertieft, Madame bittet wieder um ein paar Minuten Zeit mit dem
Nachwuchs. Das Kind erzählt gerade vom beruflichen Aufstiegt, wie nett,
das freut mich so für das Kind, möchten Hoheit nicht auch zuhören?
Nein, wieso Madame ständig quatschen müsse, das sei unerträglich, und wir sind müde, sehr müde!
Bitte, ich sehe die Kinder so selten, ich will wissen, wie es ihnen geht!
Ihre Majestät verdrehen die Augen, theatralisch. Wir müssen noch
mit dem Auto heimfahren. Also Madame heimkutschieren. Wolle Madame etwa
aufgrund unserer Übermüdung an einem Unfall sterben? Die Familie
ausrotten?
Natürlich nicht.
Also gut, dann halt Aufbruch.
Zum
Glück haben Hoheit die königliche Kutsche nebst Madame sicher
heimgebracht. Die Müdigkeit dürfte erfreulicherweise auch sehr spontan
verflogen sein, Majestät konnten, wieder zu Hause, sogar noch bei einem
Gläschen Wein das Nachtprogramm bis zwei Uhr morgens genießen.
Um für die Zukunft solch Beinahe-Familien-Ausrottungen zu verhindern, waren Durchlaucht in weiser Voraussicht dann gleich für mehrere Tage aufs Äußerste gekränkt und haben Madame sofort am nächsten Tag beim Frühstück wissen lassen, dass diese ewige Quatscherei unerträglich sei, wir wissen wirklich nicht, wie lange wir uns das noch anschauen.
Aus der königlichen Pathologie:
Mangelnde Empathie: Der König begreift nicht, dass seine Frau das Bedürfnis hat, mit ihren Kindern zu reden. Ihr Job ist es schließlich, sich um seine, und nicht ihre eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Auch wenn diese sich innerhalb von Minuten ändern können.