Fernsehen, Teil 2
Majestät,
an und für sich ein Liebhaber der passiven Unterhaltung und Bildung
durch Fernsehprogramme, ist ob eines kritischen Artikels (siehe Fernsehen, Teil 1) offenbar seit ein paar Tagen abstinent bezüglich audiovidueller Berieselung.
Madame
ist aufgrund ihrer vielseitigen Hobbys, ihres Berufs und ihrer sozialen
Kontakte eher weniger eine TV-Konsumentin - es gibt nur eine Ausnahme:
ein Kochsendung, jeden Mittwoch am frühen Abend, die sie gerne bewusst
und regelmäßig anschaut.
Majestät, nach wie vor abstinent, erwischen blöderweise eines Tages Madame beim Schauen ebendieser Sendung.
Entrüstung.
Was Madame da bitte vor dem Fernseher zu suchen hat? Wir wissen doch
seit einiger Zeit, dass die gesamte Menschheit nur noch sinn- und
hirnlos in den Kasten schaut, ist das denn wirklich auch bei uns
notwendig, muss Madame jetzt auch noch Zeit vergeuden? Zeter, Schrei,
Haarerauf.
Nein, Madame muss nicht, sie sieht halt nur so gern einmal pro Woche ihre Sendung!
Augenverdrehen,
inbrünstiges Seufzen. Nur beim niederen Volk bitte wird ferngesehen,
aber sicher nicht hier bei Hofe! Sinnvoller wäre, etwas gemeinsam zu
unternehmen.
Fein!
Gern! Madame muss ja wirklich nicht unbedingt die Sendung sehen!. Sie
dreht den Fernseher ab und springt auf. Was wollen wir machen?
Hoheit haben keine Ahnung.
Wie wär's mit Spiele spielen? Irgendein Gesellschaftsspiel? Würfelpoker? Monopoly?
Majestät seufzt. Nein, darauf haben wir momentan keine Lust.
Spazieren gehen? Wandern gehen?
Wir werden darüber nachdenken.
Also gehen Majestät zum Fernseher, drehen ihn auf und schauen einmal Nachrichten.
Es wurde nichts unternommen.
Aus der königlichen Pathologie:
Missbrauch: Wieso darf Madame nicht fernsehen, wenn Majestät befindet, das sei sinnlos? Madame wird also offenbar benutzt, damit er nicht dem Teufelszeug anheim fällt. Aber nicht, indem sie gemeinsam einer Beschäftigung nachgehen. Nein. So ein kleiner Wutausbruch, gespickt mit ein paar Beleidigungen, der vertreibt ja auch schon die Langeweile.