Für immer jung
Gemeinsames Mittagessen bei der Königsmutter. Es gibt Püree und Braten. Die alte Dame stellt jedem einen Teller hin, setzt sich, man fängt an zu speisen.
Nicht so Ihre Majestät. Hoheit greifen zuerst in die Jackentasche und holen ein Fläschchen hervor. Nonchalant bestreuen Ihre Majestät den Braten samt Beilagen großzügig mit einem weißlichen Pulver und lassen sich dabei auch überhaupt nicht von den irritierten Blicken der Tischgenossen abschrecken.
Was Hoheit da bitte mache? Ist das eine Gewürzmischung? Ist der Braten so fürchterlich?
Mitnichten. Hoheit haben sich informiert. Da gibt es nämlich so Tellem... Tela... Tumma... Teo...
Madame springt ein: Telomere.
Wie meinen?
In der Theorie mancher alternativer Wissenschaftsausleger führt dies auch zur Rückbildung von Alterserscheinungen und erfreulicherweise gibt es dann auch noch eine Wurzel, die ebendiese Telomere verlängern soll, der Konsument sich ergo auch noch im hohen Alter in sein eigenes Spiegelbild verlieben könnte. Ein ethisch etwas weniger verwerfliches Jungfrauenblut für TCM-Gläubige, quasi.
Und Majestät essen diese Wurzel jetzt, oder was?
Ja, schmeckt aber scheußlich. Deshalb wird sie zerrieben und unter den mütterlichen Braten gemischt. Wie Parmesan.
Sicher, sicher. Also zumindest kann's nicht schaden.
Ja, das ist so eine Sache. Manche Studien haben bei dem Zeug nämlich
auch eine krebsfördernde Wirkung festgestellt. Was dann wieder blöd
wäre. Deshalb bemühen wir uns, nicht zu viel über den Braten zu streuen,
aber halt genug, dass wir jünger werden. Die Dosis schätzen wir ab.
Aus der königlichen Pathologie:
Selbsteinschätzung: der König hat eher gröbere Probleme mit dem Alter und dem Altern an sich. Solange er damit niemanden belästigt, kann man solche Selbstversuche ja mit einer Portion Popcorn in der Hand verfolgen.