Gestatten, Dr. Narziss

Heißer Sommertag. Majestät gehen zur Arbeit, großer Betrieb, aber wegen der Hitze eher sommerlich gekleidet, sprich: naturweiße Leinenhose und weißes Hemd. Hoheit betreten den Aufenthaltsraum, in dem sich eine junge Dame befindet, aktueller Neuzugang und deshalb noch nicht so über die einzelnen Angestellten im Bilde. Junge Dame befindet sich gerade in einer gesundheitlichen Bredouille und verwechselt Durchlaucht ob der weißen Kleidung mit dem Betriebsarzt. Herr Doktor, bitte, ich will nicht stören, aber ich hab da so Medikamente, soll ich die wirklich nehmen, mir wird da immer schlecht drauf.

Dr. Hoheit könnte nun das durchaus amüsante Mißverständnis aufklären, aber was soll schon passieren, spielen wir halt mit. Hihi. Und ein wenig kennen wir uns ja mit Medikamenten aus, in so einem königlichen Leben hat man schon allerhand probiert.

Junge Dame, bitte bitte, kein Problem, was für Tabletten nehmen Sie denn? Achso, ja, die kennen wir, na lassen Sie sie halt ein paar Tage weg, und schauen Sie, wie es Ihnen damit geht, nicht wahr? Beim nächsten Mal untersuche ich Sie dann genauer.

Majestät erzählen die prächtige Geschichte dem Hofstaat, was für ein Spaß, wir haben uns fast wie ein Arzt gefühlt. War ja auch ein guter ärztlicher Ratschlag, nicht wahr? Wenn der armen, hübschen Dame so übel wird auf die Arznei, welcher Arzt würde da nicht zum Absetzen der Medikation raten?

Hofstaat findet die Geschichte nicht ganz so prickelnd wie unsere aufs Äußerste amüsierte Durchlaucht, aber ein Kind fragt nach, wie's denn dann weitergegangen ist.

Natürlich! Gottlob war's ja noch länger heiß und Hoheit haben sich dank des für unser Ego erfreulichen Mißverständnisses stets bemüht, weiterhin möglichst in Weiß zur Arbeit zu erscheinen. Und tatsächlich: eines Tages wieder die Dame, hübsch und jung, im Aufenthaltsraum. Zum Glück kein weiterer Angestellter, der dieses Mißverständnis hätte aufklären können.
Also Majestät sind ja jetzt Arzt, fast, immerhin kennen wir uns mit Medikamenten aus, und gerne untersuchen wir die Dame nochmal genauer. Sie möchte sich doch bitte oben frei machen.

Haha, was für ein Spaß! So hübsch wie sie ist, so dumm ist sie auch! Sie will immer noch nicht begreifen, dass Hoheit kein echter Arzt sind. Also streng genommen wären wir offenbar gar nicht so schlecht in diesem Berufe, nicht wahr? Also fangt die doch tatsächlich an, ihre Bluse aufzuknöpfen und will sich frei machen, die Leichtgläubige!
Majestät haben das anfangs noch zugelassen, aber dann haben Hoheit doch intervenieren müssen. Erzählen wir jedenfalls dem Hofstaate.

Wir haben dann der Naiven gesagt, huch, so spät schon, unsere medizinischen Fähigkeiten werden woanders benötigt, also bis nächstes Mal, fröhliches Schaffen!


Aus der königlichen Pathologie:

Lügen: Sich als jemand anderes ausgeben, dazu noch wenn man versehentlich als jemand höher gestellter betrachtet wird, findet der König weder verwerflich, noch kommen ihm mögliche Konsequenzen in den Sinn, oder gar die Frage, ob das legal ist. Das Gesetz gilt ja sowieso für andere. Und wozu Aufklären, ist doch schön, für ein paar Minuten ein Arzt zu sein. Hihi.


Manipulation und Missbrauch: die arme Dame wird, ohne ihr Wissen, dazu missbraucht, dass er sich für einen Moment grandios überlegen fühlt. Sofern sie nicht davon Schaden nimmt, könnte man das als freundliche soziale Dienstleistung verstehen.
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