Schwiegerkinder, Teil 2

Majestät, welche ursprünglich kinderlos bleiben wollte, hatte dann doch zwecks Dynastieerhalt (und vielleicht, weil Madame es so wollte), mehrere Kinder gezeugt. Eins der Kinder, längere Zeit auch ganz der Papa und oft in der königlichen Sonne stehend, beliebte lange Zeit ungebunden zu sein, worauf Majestät auch stolz war. Zwar haben Majestät mit 18 Jahren geheiratet, mit 23 Nachwuchs gezeugt, hatten nie mehrere Kurzzeit-Partner, waren mangels Studium auch kein Langzeitstudent und haben wirklich nie in einer Studenten-WG gewohnt, aber im Prinzip führte besagtes Kind zu 100 Prozent das väterliche Leben als Mitzwanziger.

Aber dann kommt die erste ernsthafte Beziehung im Leben des Sonnenkindes - und schon war es im Schatten. Der gewählte Partner des einstigen 100-Prozent-der-Papa-Kindes kommt nämlich aus recht gutbetuchtem Hause, Diplomatenkind, akademische Eltern, der ganze Pipapo, den Majestät gerne hätte, aber rein faktisch betrachtet nun einmal nicht ist, natürlich nicht, denn Hoheit sind bodenständig, die ganzen Diplomaten sind ja alle abgehoben. Es wird für den Leser schwer vorstellbar sein, aber das Diplomaten-Schwiegerkind hat es nicht leicht. Majestät finden allerlei Mängel an dem verwöhnten Bengel, kritisieren die Herkunft (aus einem fremden Land!!!!), den absolut beeindruckenden Erfolg (ist soviel Erfolg nicht ungesund?) und Verhalten (immer so verschreckt). Majestät wundern sich außerdem, warum der familiäre Neuzugang immer so rasch wie möglich die königliche Residenz verlassen möchte. Nun, zur Freude Ihrer königlichen Integrationsfreudigkeit hält die Beziehung dann leider doch nicht, aber das Ex-Sonnenkind und sein ausländischer Erfolgspartner scheiden in absoluter Harmonie, um danach eine wirklich gute Freundschaft aufrecht zu erhalten.

Monate später. Ausländischer Erfolgs-Expartner beliebt zu übersiedeln und bittet gute Freunde, so auch den Ex-Partner und königlichen Nachwuchs, um Hilfe, vorzugsweise bei der Bereitstellung eines Autos. Kind ruft zuhause an und erreicht die Mutter: ob man bitte das Auto haben dürfte (wie sonst auch immer, wenn man darum bittet), der gute Freund (und ungeliebtes Exschwiegerkind) bräuchte Hilfe. Madame ganz neutral: na selbstverständlich, beste Grüße von der Familie und viel Glück in der neuen Wohnung. Kind lässt Expartner wissen: alles klar, morgen bin ich samt Auto um 9 bei dir.

Fünf Minuten später. Anruf von der königlichen Residenz. Majestät haben den vorigen Anruf mit der verblendeten Mutter mitbekommen. Majestät sind ganz und gar nicht dafür, dass das Kind das Auto benutze. Für den Expartner nämlich. Besagter Expartner nutze das Kind permanent aus, was es überhaupt noch vom königlichen Nachwuchs wolle, Majestät sind nicht bereit, ein familiäres Eigentum an so eine dahergelaufene Kaneille herzuborgen, denn dabei werde das Gefährt nur ruiniert.

Kind verwirrt. Ob es denn nicht egal sei, wofür das Kind das Auto brauche?

Nein, Majestät verbieten, dass das eigene Kind, jetzt wieder in der Sonne, das Auto für eine derart impertinente Person ausborgen, von der Majestät schon immer gewusst haben, dass sie das eigene Kind, das Heiligtum, nur ausnutzen und missbrauchen, das wäre ja eigentlich ein Betteln um Aufmerksamkeit, Majestät haben Angst, dass das Kind dann wieder in diese unsägliche Beziehung zurückschlittere, und das, bei aller Liebe, können Majestät nicht erlauben.

Kind hat dann ohne Auto dem Expartner und guten Freund geholfen, aber es ist auch mit Mietwagen sehr gut über die Bühne gegangen.


Aus der königlichen Pathologie:

Selbsteinschätzung: Majestät haben ein Bild von sich. Da ist ein Kind ganz der Papa, auch wenn es in Sachen Charakter, Karriere, Ausbildung und Lebensplan völlig unterschiedlich ist. Und wenn diese verfluchte Realität, etwa durch Familienerweiterung aufgrund einer Beziehung eines Kindes, ein anderes Bild zeichnet, dann ist alles, was dies aufdeckt, eine schlichte Bedrohung. Manipulation, Demütigung, Abweisung - jedes Mittel ist dem Narzissten recht, um diese Bedrohung loszuwerden. Das Glück des Kindes ist dabei selbstverständlich sekundär. Oder überhaupt irrelevant.

Missbrauch: Natürlich geht es nicht darum, das eigene Kind vor einer schlechten Beziehung zu schützen. Es geht darum, die oben erwähnte Bedrohung von sich fern zu halten. Das Wohlergehen des Kindes wird also vorgeschoben (missbraucht), um sich selbst und seinen Status in der - derzeit - definierten Welt zu halten. Bleibt nur, den Beziehungsstatus vor Majestät zu verheimlichen. Noch besser: eine Beziehung vorlügen, die gerade in das aktuelle Weltbild des Königs passt. Auffallen würde es ihm mit großer Wahrscheinlichkeit nicht.

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