Warum bin ich wütend?

Die Kinder haben in den letzten Monaten den Kontakt ein wenig reduziert, da Majestät stets unzufrieden war mit den Nachkommen, und nicht müde geworden sind, ihnen klar zu machen, dass sie nicht dem Idealbild eines könglichen Nachwuchses entsprechen. Madame wird über die geplante Distanz zum Vater informiert, sie gibt sich verständnisvoll, immerhin werden die Kinder ja nicht Madame, sondern nur den König meiden.

Als man einander dann wieder einmal trifft, stellen Majestät emotionslos fest, dass uns sehr wohl aufgefallen sei, dass die Kinder sich zurückgezogen hätten, Madame haben uns das bestätigt: wir bilden uns das nicht ein, die Kinder schmähen uns! Das beleidgt uns, immerhin sind wir ein fürsorglicher Vater.

Madames Reaktion auf Durchlauchts Rede: unser werter Gatte hat Recht, wir fühlen uns fast wie kinderlosen Eltern.

Hä? Wieso genau jetzt auch Madame sich gekränkt fühlen?

Nun, sagt Madame, wir sehen euch so selten, und wenn, dann gibt's immer Streit!

Anderes Kind hakt nach: Niemand streitet mit irgemdwem. Der werte Gatte belieben die Kinder zu schimpfen, wenn man sich sieht. Das ist kein Streit, das firmiert unter Demütigung.

Gut, mag sein, aber ihr interessiert euch ja auch nicht für uns. Oder für mich!

Kinder: bass erstaunt. Madame möchte sich daran erinnern, wie das eine Kind sich erst vorgestern am Telefon über Madame's Job erkundigt habe?

Ja, am Telefon!, kontert Madame mit rhetorischer Überlegenheit, aber wir sehen euch halt so selten!

Nun, ja. Den Vater meidet man wegen kürzlich erwähnter Streitsucht. Aber Madame? Alle Kinderleins zählen auf, wie oft pro Monat sie von ihnen zum Essen eingeladen, ins Theater ausgeführt, ins Museum begleitet oder angerufen wird, man vergleicht das mit anderen Mutter-Kind-Beziehungen und leitet statistisch signifikante Häufigkeit her.

Madame hört sich die Abhandlun ihrer Kids schweigend an, dann schaut sie ratlos in die Runde. Tja. Aber warum bin ich dann so wütend?

Aus der königlichen Pathologie

Co-Narzissmus: Warum Madame so wütend ist? Weil sie stellvertretend für ihren König sein Leid fühlt, seine Erfahrungen als die ihren erlebt und in dem unbedingten Willen, das Gute in ihm zu sehen, sogar bereit ist, ihre Kinder mit (seinen) Vorwürfen zu überhäufen.

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